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Museum und Gemeindezentrum Shalom Europa

Eingangsbereich mit Logo

Fast das ganze Jahr 2006 war bestimmt von der Mitarbeit bei der Museumsgestaltung des neugebauten Gemeindezentrums der jüdischen Gemeinde Würzburgs in der Valentin-Becker-Straße, als Mitglied einer sechsköpfigen Arbeitsgruppe mit Gerhard Grellmann als Architekten, Prof. Karlheinz Müller als inhaltlich Verantwortlichem, Rosa Grimm von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit sowie Achim Schollenberger (Konzepte) und Wolf-Dietrich Weißbach (Fotografie).

Von den ersten Treffen im Rohbau zu Jahresbeginn bis zur feierlichen Einweihung des Gemeindezentrums am 23. Oktober 2006 verging kaum eine Woche ohne Pendeln zwischen Arbeitstreffen im Büro des Architekten, den Entwurfsarbeiten in meinem eigenen Büro und den Treffen vor Ort zur Klärung von technischen und Detailfragen. Auch eine Exkursion nach Israel fand statt, an der ich allerdings nicht teilgenommen habe.

Logo Gemeindezentrum (grafisch)

Neben einem Logo für das Museum (aus dem schließlich auch das neue Logo für das ganze Gemeindezentrum abgeleitet wurde) lag mein Arbeitsschwerpunkt in der typografischen Ausarbeitung sämtlicher Beschriftungen vom kleinen Schaukasten bis zur 5×5 m großen Wandtafel.

Wandkarte Unterfranken mit Bayernkarte (grafisch)

Tableau mit dem ältesten Grabstein

Den inhaltlichen Schwerpunkt des Museums bilden die Texte von Prof. Karlheinz Müller, die mehrere Themenbereiche abdecken: Geschichte des jüdischen Lebens in Würzburg bzw. Unterfranken; die wichtigen Feste und Bräuche im Leben der Juden von der Geburt bis zum Tod bzw. im Jahresverlauf; Informationen zur Shoah in Würzburg und Gedenken an 895 deportierte jüdische Mitbürger; Informationen zum Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde nach 1945 und die aktuelle Entwicklung der Jetztzeit.

Wandbeschriftungen im Untergeschoß

Die Großtexte sind direkt auf die Wand aufgebracht, zur Verwendung kommt (für die deutschen Texte) die Myriad Pro von Adobe als Condensed- bzw. Semicondensed-Variante. So können die Textmengen gut lesbar, aber mit relativ wenig Platzverbrauch untergebracht werden. Das direkte Anbringen der Beschriftung an der Wand ohne Grundträger (Platte etc.) sorgt außerdem für eine gewisse Leichtigkeit, die Schrift nimmt sich hinter die Fotografien und Objekte zurück.

Untergeschoß mit Glastafeln, Touchscreens und Wandkarte

Neben den Layouts für die Wanddarstellungen – in diesem Fall durchaus vergleichbar mit dem Gestalten eines Printmediums, auch wenn verhältnismäßig viel Weißraum erhalten bleibt und das Blättern durch den Rundgang ersetzt wird – und den Beschriftungen der Grabsteine bzw. der Vitrinen waren auch einige grafische Sonderfälle zu gestalten.

Blick auf Wandkarte vom Erdgeschoß ins Untergeschoß

Die Unterfrankenkarte erstreckt sich über 2 Stockwerke und befindet sich gleich im Eingangsbereich bzw. im Untergeschoß darunter. Dort findet sich auch ein Touchscreen (PC), mit dem sich die markierten Orte ansteuern lassen nach den Kriterien, ob im gewählten Ort eine Synagoge, einen Friedhof oder eine jüdische Schule zu finden war (Stand: vor 1933), dazu gibt es historische und aktuelle Informationen zu den jeweiligen Ortschaften. Der Vergleich mit der kleinen Bayernkarte macht deutlich, wie hoch der Anteil der jüdischen Kultur in Unterfranken tatsächlich war.

Talmud-Tisch im Obergeschoß, Vitrinen

Der Talmud-Tisch im Erdgeschoß erläutert im Detail den Aufbau einer Talmudseite und zeigt, wie komplex das Lesen des Talmuds ist.

Talmud-Tisch (grafisch)

Beleuchteter Kalendertisch und Wandtexte im Untergeschoß

Der Kalendertisch im Untergeschoß vergleicht den jüdischen und den christlichen Kalender. Eine Besonderheit des jüdischen Kalenders ist die Orientierung am Mondjahr (statt am Sonnenjahr), wodurch das jüdische Jahr deutlich kürzer ausfällt und nicht nur mit Schalttagen, sondern ganzen Schaltmonaten diese Differenz zum Sonnenjahr ausgeglichen wird.

Kalendertisch (grafisch)

Kalendertisch (Detail, grafisch)

Neben einer ganzen Menge weiterer grafischer Arbeiten (Eintrittskarten, Postkarten, Plakat, Beschriftungen am und im Gemeindezentrum etc.) wurden diverse Bildschirmmedien produziert. Neben den beiden Touchscreens im Erdgeschoß, die Datenbanken zu unterfränkischen Orten (s.o.) und den 895 Deportierten bieten, laufen auch einige einfache bis komplexe Diashows auf den diversen Bildschirmen bzw. Projektoren. Diese wurden anhand älterer Fotografien (Fund der jüdischen Grabsteine in der Pleich) und eigens neu gefertigter Fotografien (Toraschule in Israel, Küche im Gemeindezentrum) zusammengestellt.

Untergeschoß mit Wandtexten